Tausend Dank & Alles Gute, lieber Timo!

SV Moßbach - Immer am Ball!, 01.11.2024

Tausend Dank & Alles Gute, lieber Timo!

Wir möchten uns von Herzen bei Timo Grau bedanken! 🙏

Der junge Matador kam, sah und siegte – und blieb! So direkt und unmissverständlich, wie er im Juni 2018 seinen Wechsel von Neustadt nach Moßbach zusagte, gestaltete er auch seinen Abschied aus Moßbach – ohne Federlesen. Die Rede ist von Timo Grau, dem absoluten Glücksfall für Moßbach über sechs Jahre hinweg. "Und dafür, dass es überhaupt sechs Jahre dieser wunderbaren Liaison wurden, können wir sehr dankbar sein. Denn diese Zeit spricht für uns", meint Jens Herzog im Rückblick mit einem warmen Lächeln im Gesicht. "Als ich ihn das erste Mal anwerben wollte, hat er mich gleich mal ordentlich abgewatscht. Zwei Jahre später sagte er dann völlig unerwartet und unkompliziert zu, was mich sehr gefreut hat. Mir wurde damals von verschiedenen Seiten aus der Neustädter Ecke prophezeit, dass ich an ihm scheitern werde. Doch allen Unkenrufen zum Trotz wurde es eine wunderschöne und intensive Zeit, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird".

Denn dem als "Enfant Terrible" verschriebenen Ballkünstler wurde Vertrauen und Rückhalt gegeben und der meinungsfeste Charakterkopf (und manchmal auch Dicknischel) gab die menschliche Nestwärme mit 100 Prozent an Einstellung, Einsatz und Identifikation zurück. Timo schwor keine Nibelungentreue, er lebte sie sicht- und spürbar auf seine Art – und fühlte sich äußerst wohl inmitten unserer Sportfamilie, die zu seinem Habitat wurde. Gleich in seiner ersten Saison 2018/2019 reüssierte unser Abwehrchef und Kopfballungeheuer auf Anhieb und führte die Mannschaft mit seinem großen Ehrgeiz zum Aufstieg in die Landesklasse.

Meist eine coole Socke, manchmal auch eine launische Diva auf und neben dem Platz, hat "unser IEMS" alles dem Fußball untergeordnet, sich mit Leib und Seele engagiert und sich sehr schnell zum Kapitän, Leader, Ausnahme- und Unterschiedsspieler, Leitwolf und Aushängeschild entwickelt. "Timo ist der kompletteste und vielseitigste Spieler, den ich je trainiert habe. Er ist sogar ein sehr guter Torhüter. Er ist sicher kein einfacher Typ, aber das hat es so spannend gemacht. Er hat sich nie verstellt und konnte bei uns immer der sein, der er ist und hat damit auch alle externen Kritiker überzeugt", denkt Jens Herzog zurück. Unser langjähriger Trainer bezeichnet ihn als privilegiert und begnadet mit seinem Talent und blickt auf eine wundervolle, erfolgreiche gemeinsame Zeit zurück. Mit seiner klaren Kante eckte der Linksfuß, der für seine linke Klebe eigentlich einen Waffenschein bräuchte, oft an. Doch das war ihm egal, denn er ging seinen Weg zielstrebig und immer direkt, und das ist auch gut so.

Sein "Glaskörper" (Zitat TG) wurde von Vereinsseite mit einem ganzen Paket an Zuwendung und Fürsorge betreut, sei es mit Physiotherapie, mit Osteopathie oder mit Sportarzt-, Schmerztherapeut- und ultraschnellen MRT-Terminen. Und diese Investitionen wurden zu einem Wechselprinzip, in dem Timo sich auf dem Platz für seine Mannschaft und seinen Verein mit ganzem Herzen aufopferte. Mit seinen fußballerischen Fähigkeiten und seinem handwerklichen Geschick verzauberte der bald 27-jährige Lausnitzer ganz Moßbach. Seine sportlichen und investiven Leistungen werden für immer in Erinnerung bleiben. Der etwas exzentrische Spielertyp war wie ein unangepasster Rebell, der meist sehr ernst und auch kühl wirkte und dadurch etwas Geheimnisvolles und Unnahbares hatte. Timo polarisierte auf und neben dem Spielfeld, sodass es für ihn immer ein schmaler Grat zwischen geliebt und gehasst zu werden war. Dennoch wurde er zum Giganten, vor dem die ganze Liga aufgrund seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten Angst und Respekt hatte - und zum absoluten Fixpunkt unserer 1. Mannschaft. Und die Außenwirkung seiner Person als Führungsspieler und Mentalitätsmonster wurde in den letzten Wochen noch deutlicher, als er in unseren Reihen fehlte und viele Sportfreunde aus anderen Vereinen nach ihm fragten.

Seine Lieblingszahl ist - wen wundert es, wenn er am 11.11. geboren wurde - die 11. Sein Lieblingsverein ist - natürlich - der Karnevalsverein 1. FC Köln. Und dann war da noch der SVM - unser kleiner, aber feiner und familiärer SVM, in dessen Mitte sich unser TG11 lange sehr wohl fühlte. Auf dem Platz ist er gerne eine kongeniale Mischung aus Sergio Ramos (positionsbezogen) und Zlatan Ibrahimović (typbezogen), wie er uns einmal in einem Interview verriet. Auf dem Tanzparkett ist er gerne eine filigrane Mischung aus John Travolta und Patrick Swayze, um als Pokerface die Mädels aller Altersklassen zu verzücken. Seine Macken, Ticks und sein Aberglaube sorgten des Öfteren für Kopfschütteln. Doch auch hier ordnete der Vollblutfußballer dem Erfolg alles unter. Sein Motto: "Gib dem Affen Zucker!"

Der Ballvirtuose mit dem ästhetischen und selbstbewussten Auftreten prägte aber auch durch sein hohes ehrenamtliches Engagement eine Ära mit. So sind die Sitzschalentribüne, die Bewässerungsanlage, der Mehrzweckraum und natürlich der Soccercourt maßgeblich mit seinem tatkräftigen Wirken und Handeln verbunden. Damit hat sich der Fachmann für Garten- und Landschaftsbau auf unserer schmucken Sportanlage verewigt. Auch die kreative Beschriftung unseres Vereinsbusses und die Gestaltung der Kabine tragen seine Handschrift. Im Dorf waren seine beiden goldenen Hände sehr gefragt, mit denen sich Timo über die Nachbarschaftshilfe weitere Anerkennung verschaffte. Auch unsere Jüngsten im Verein hatte er im Blick, ob beim Sportfest mit der Grundschule oder beim Training als Helfer - auch hier brachte sich der harte (selten auch samtweiche) Hund ein.

"Wenn ich an die Projekte Sitzschalentribüne und Soccercourt zurückdenke, muss man wirklich sagen, dass da zwei besessene, ja bekloppte Treiber am Werk waren, die sich perfekt ergänzt und gegenseitig gepusht haben", so Jens Herzog, denn neben dem technischen Hauptteil von Timo gab es auch einen kaufmännischen und organisatorischen Teil zu erfüllen. Und der junge Bursche investierte unzählige Stunden seiner Freizeit unentgeltlich in diese Projekte, opferte sogar zwei Wochen Urlaub und stand bei Wind und Wetter seinen Mann, um die ehrgeizigen Vorhaben zu realisieren. Unvergessen bleibt sicherlich auch für ihn, wie herzlich er von den Moßbachern aufgenommen und versorgt wurde, sei es mit Frühstück, Mittagessen oder einem kleinen Zwischenimbiss, wenn er wieder - meist allein - auf dem Sportplatz wühlte und baggerte. Es war immer ein ständiges Geben und Nehmen, das Timo kennen und schätzen lernte. Mit dieser Unterstützung zahlte Timo das Vertrauen zurück und erwarb sich in seiner Moßbacher Zeit einige Meriten, die ihn zum "Primus inter Pares" machten.

Die wenigen Menschen, denen er sich öffnete, lernten ihn mit einer harten Schale und einem weichen Kern tief im Inneren kennen. Ansonsten war ihm die Rolle des Bad Boy wie auf den Leib geschneidert. Und dieses Image genoss er außerordentlich. Er ließ sich auch nicht verbiegen und blieb sich selbst immer treu. Empathie und Gefühle zu zeigen, sind ihm jedoch fremd. Lieber war er der einsame Wolf, wie sein Lieblingszitat "Ich brauche keine Freunde!" nachdrücklich bestätigte. Es zeugt von seiner Selbstdisziplin, dass er keinen Schluck Alkohol trinkt und nicht mal eine Mon Chéri nascht. Auch verzichtet er ganz auf Nikotin. All das spricht für den jungen Mann mit der Spezi als Lieblingsgetränk und für seine bereits erwähnte Charakterfestigkeit.

Etwas extravagant, fast schon egozentrisch kann man den Typ schon nennen, meist mit einem flotten, manchmal auch derben Spruch auf den Lippen. Aber genau so eine Persönlichkeit fehlt in der gesamten Bundesliga, wenn man ehrlich ist. Denn meinungslose Mitläufer gibt es genug! Sein Motto "Du machst dich unbeliebt, wenn du dich nicht anpasst" beschreibt die Persönlichkeit von Timo Grau wohl am besten. Dafür hat der unbeugsame und standhafte TimoG immer Gesicht, Zähne und Rückgrat gezeigt, auch wenn ihm der Wind stärker entgegen blies - um sich auch als Persönlichkeit bei uns weiterzuentwickeln. Schon in jungen Jahren hat er Verantwortung übernommen und sich ihr gestellt. Unvergessen bleibt die Protestaktion gegen die unsinnige 2G-Regelung, die Timo maßgeblich initiierte und die ihre Wirkung bei den Entscheidungsgremien in Erfurt nicht verfehlte. Ohne Selbstzweifel stellte er sich für einige Wochen der Doppelaufgabe als Spielertrainer, um der 1. Mannschaft und dem Verein als Interimslösung zu helfen. Als Alphatier ging er voran und führte sein Rudel auf seine Art und Weise, um zu erkennen, dass die Zusammenarbeit mit Menschen manchmal nicht so einfach ist und es nicht immer nur schwarz oder weiß gibt, sondern auch ein wenig Fingerspitzengefühl und Kompromissbereitschaft im zwischenmenschlichen Bereich erforderlich ist.

Bereits im Dezember 2023 teilte der Aufstiegsheld von 2019 mit, dass er nur noch bis zum Sommer 2024 für uns aktiv sein wird. Und so war es dann auch, mit zwei Toren im letzten Spiel gegen Eisenberg II verabschiedete sich unsere Nummer 11 und dieses Finale Furioso war wie für ihn gemacht - das Drehbuch konnte einfach nicht anders sein! Mit seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen ging er mit seiner blonden Mähne wie ein unzähmbarer Löwe in die Arena und verließ sie als stolzer Held des Tages. Nun ist sein Fußballerleben erst einmal beendet, "aber ich wünsche ihm, dass er noch einmal angreift und auf dem für ihn höchsten Niveau spielt - das kann nur die Verbandsliga sein, dort kann und muss er sich beweisen, denn das Potenzial hat er zweifellos, wenn er es wirklich will", so Jens Herzog abschließend. "Diese Zeilen sind ein klares Plädoyer für Timo Grau. Punkt".

In der persönlichen Bilanz des Zauberfußes stehen 125 Pflichtspieleinsätze für unsere 1. Mannschaft, in denen Timo 38 Tore erzielte und 30 Vorlagen gab. Bei 54 Siegen und 30 Unentschieden ist die Bilanz positiv. Unvergesslich, aber auch unwiederbringlich, bleiben für ihn sicherlich solche Höhepunkte wie das 7:0 im Aufstiegsspiel in Ranis, das 3:2 mit dem ersten Landesklassensieg gegen Zeulenroda, die emotionalen Derbyspiele gegen Pößneck, Neustadt und Schleiz, das heiße Pokalhalbfinale in Rothenstein, die tollen Trainingslager in Schweinfurt, die Abschlussfahrt nach Prag oder die jährlichen Kirmesveranstaltungen. Und die Zwangspause durch Corona raubte auch ihm - bei und mit uns - einiges an Zeit als Fußballer im aktiven Mannschafts- und Vereinsleben, leider!

Mit diesem Feuilleton schließen wir die gemeinsame Zeit ab, wollen aber noch unser lebenserfahrenes und menschenkennendes Gemeindeoberhaupt, "First Lady" Gisela Krösel, zu Wort kommen lassen, die auch den Fußballer und Impulsgeber Timo Grau und sein Engagement für Moßbach sehr schätzte. "Jetzt spielt Timo nicht mehr für uns. Er geht einen neuen, seinen Weg. Bei uns in Moßbach hinterlässt er Spuren, sichtbare und bleibende. Spuren als exzellenter Spieler, als Mannschaftskapitän und als junger Mensch mit handwerklichem Geschick. Ich erinnere mich an heiße Tage, als er uns mit dem Bagger und anderen Gerätschaften zu unserer Tribüne verhalf, als er bei der Planung des Minispielfeldes Ideen einbrachte und bei der Umsetzung tatkräftig mit anpackte. Ein Kunstrasenplatz mit Bande, ein Traum für viele! In der Planungsphase hat er engagiert mitgearbeitet. Timo wird uns als ein Mensch in Erinnerung bleiben, der Mädchen und Zuschauer begeistern konnte, der aber auch mit zusammengekniffenen Augen und lockeren Sprüchen zeigte, dass seine Seele verletzlich ist. Ich wünsche ihm viel Glück auf seinem neuen Weg und ein glückliches Händchen im Umgang mit seinen Mitmenschen. Danke für alles, Timo"!

Was sagt Timo - griechischen Ursprungs von Timotheus für Ehre und Ruhm und von Papa Thomas als eingefleischtem FCC-Fan nach dem ehemaligen Jenaer Zweitligastürmer Timo Löhnert benannt - selbst zu seiner Zeit bei uns? "Danke für die letzten 6 Jahre in Moßbach, viel Erfolg für die nächste(n) Saison(n). Leider nur in der Kreisliga, aber ich habe vollstes Verständnis dafür. Zieht alle an einem Strang, dann werden sich die Wolken, die momentan auf der Moßbacher Autobahnhöhe hängen, auch schnell wieder verziehen! Viel Erfolg auf dem neuen Weg, ihr schafft das! Euer TG11!"

Lieber Timo, wir möchten uns von Herzen bei Dir für deinen außergewöhnlichen und überdurchschnittlichen Einsatz für unseren Sportverein und die gemeinsame prägende Zeit bedanken. Für Deinen weiteren Weg wünschen wir Dir von Herzen alles erdenklich Gute, viel Erfolg und dass Du Deinen Weg zielstrebig, konsequent und geradlinig weitergehst. Wir möchten auch Deinen Eltern Thomas und Andrea und Deinem Bruder Nils von Herzen danken, die uns über all die Jahre so treu begleitet haben. Wir freuen uns, wenn Du und Deine Familie immer wieder den Weg zu uns findet. Wir hoffen sehr, dass Du uns auch weiterhin gewogen bleibst und wir Dich immer bei uns wissen dürfen. Diese sechs Jahre waren einfach zu intensiv, als dass Du sie vergessen könntest, auch wenn Du es niemals nach außen kehren wirst. Wir freuen uns sehr, Dich, lieber Timo, zu deiner Verabschiedung am 03.11.2024, zum Kirmesheimspiel gegen die SG Union Isserstedt, ganz herzlich willkommen zu heißen!

Deine Sportkameraden, Mitstreiter & Wegbegleiter vom SVM!


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