Zwei verschiedene Halbzeiten mit einem gerechten Remis

Jens Herzog, 14.04.2019

Zwei verschiedene Halbzeiten mit einem gerechten Remis

Spielbericht Kreisoberliga, 22. Spieltag:

VfB 09 Pößneck I - SV Moßbach I 1:1 (H: 1:1)

Weder Fisch noch Fleisch - zumindest wurde aber das Minimalziel erreicht. Mit gemischten Gefühlen ging der SVM in die Partie, relativierte sich die tabellarische Favoritenrolle doch durch das Fehlen solcher Stammkräfte wie Lukes, Pribitny, Meyer, Frick, Neupert und Hoffmann gehörig. Dazu waren Heyne und Nitschke angeschlagen, mit Winter wurde der dritte Wechsler spontan aus der "Rumpelkammer" entmottet und rekrutiert.

Das die heimstarken, kunstrasenaffinen Gastgeber sich sehr passiv zurückfallen ließen, war dann schon überraschend. Die Gäste bestimmten mithin die erste halbe Stunde und kamen früh zur Führung, als Thümmel mit einem diagonalen Ball Rocktäschel perfekt in Szene setzte, der überlegt zu Wunderlich quer legte und dieser drückte das Leder über die Linie (7'). Wenig später hatte der Torschütze den zweiten Treffer auf dem Fuß, als er einen neuerlichen Thümmel-Ball hinter die Abwehr gekonnt annahm, aber volley über das Gebälk jagte. Der SVM verpasste in dieser Phase, aus dem situativen Pressing heraus die eh schon verunsicherten Pößnecker schärfer unter Druck zu setzen, um konsequent auf das zweite Tor zu gehen. Die Heimelf kam vor allen mit vielen Ecken vor das Lange-Tor, und erst in der 29. Minute zur ersten echten Chance: ein Moßbacher Akteur spielte im Mittelfeld Pingpong, legte den Ball dreimal viel zu lasch zum Pößnecker Hoffmann, der letztendlich mit einer diagonalen Keule Leinhos bediente, der perfekt in den Strafraum flankte - wo Bursuc anrauschte und das Streitobjekt gegen die unsortierte Moßbacher Viererkette in die Maschen köpfte. Von da an glaubten die 09er mehr und mehr an sich, dank der gütigen Aufbauhilfe der nicht die beste Tagesform aufweisenden Gäste, wobei bis zur Pause nichts Nenneswertes mehr passierte.

In der zweiten Halbzeit stand der SVM immer mehr auf wackligen Füßen und machte die in der Startelf einen Altersschnitt von 23 Jahren aufweisenden Pößnecker Fohlen (davon acht Spieler aus dem Jahrgang 1998/1999) noch mutiger und stärker. Teilweise mit hanebüchenen, slapstickähnlichen Fehlern bzw. Aktionen tanzte man messerscharf auf der Rasierklinge und hatte mehrfach Glück, dass der VfB seine Angriffe nicht konsequent zu Ende spielte oder immer noch ein Abwehrbein die Abschlüsse blockte. "Die Herzog-Elf ist schlagbar" schallte es fachkundig von der Zuschauertribüne durch das idyllische Griebsenplateau. Das Moßbacher Spiel mit dem Feuer kam aus einer unorganisierten, taktisch undisziplinierten Grundordnung zustande, über die natürlich nach der Partie noch sachkritisch zu reden war. Eigene, eher sporadische Offensivaktionen blieben ohne den erhofften Durchschlag und beschränkten sich im Wesentlichen auf Abschlüsse von Nitschke und Plietzsch, die etwas Gefahr brachten. Eine zwingende Möglichkeit auf das Siegtor hatten aber auch die Pößnecker nicht, so dass beide Teams den finalen Lucky Punch - ohne beidseits auf das volle Risiko zu gehen - nicht setzen konnten, um sich schiedlich-friedlich, leistungsgerecht und fair unentschieden zu trennen.

Der Pößnecker Christian Senf, gestern nur auf der Reservebank sitzend, zog folgendes Fazit: "Wir waren viel zu passiv, haben Moßbach machen lassen und unsere Stärken in der 2. Halbzeit nicht nutzen können. Zur Verwunderung war das Spiel sehr fair geführt und nicht durch Fouls außer Rhythmus gebracht."

Der SVM-Recke Franz Rocktäschel, dieses Mal notgedrungen als linker Außenverteidiger aufgestellt, sah es wie folgt: "Wir haben sehr ordentlich angefangen und die erste Halbzeit gut im Griff gehabt. Leider haben wir unser Spiel in der zweiten Hälfte nicht mehr umgesetzt und so Pößneck das Spielfeld überlassen. Man hat uns eindeutig angemerkt, dass wir alles andere als in Bestbesetzung waren. Das Positive am Spielverlauf war, dass wir nur gewankt, aber nicht umgefallen sind. Was uns wahrscheinlich in früheren Zeiten passiert wäre. Wir müssen uns schnellstens steigern und unseren Matchplan besser umsetzen." 

Mit einem auch mental kräftezehrenden Stehvermögen kam der SVM, der aufgrund der Gesamtumstände mit dem Punktgewinn leben musste und wohl auch konnte, zum abschließenden Fazit "lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach". Für die nächste Auswärtsaufgabe am Gründonnerstag in Hermsdorf ist eine individuelle und mannschaftliche Leistungssteigerung allerdings unabdingbar.

Das überraschend milde, wenig derbyemotionale prestigeträchtige Match wurde vom Schiedsrichterkollektiv um Thomas Morak (mit Christopher Jänike und Lucas Hüttenrauch als Assistenten) tadellos geführt.

Wir bedanken uns beim Pößnecker Fotograf Lars Hupfer, der uns freundlicherweise die Spielbilder zur Verfügung stellte.

Statistikteil:

Aufstellung VfB:

Laurence Wohlfahrt (TW) - Patrick Reichmann (C), Tobias Hölzer, Adrian Schmidt, Lucas Hoffmann - Paul Färber (GK), Christopher Neumann, Alex Hoffmann (GK), Dominic Leinhos (90'+1' Kevin Conrad) - Paul-Daniel Bursuc, Moses-Gabriel Walther

Aufstellung SVM:

Christian Lange (TW) - Lukas Welsche (GK), Fabian Thümmel, Timo Grau, Franz Rocktäschel - Lutz Jäger, Sandro Plietzsch, Florian Aschenbrenner, Christopher Heyne (44' Henry Nitschke), Stephan Wunderlich - Julian Biedermann (71' Nico Güdter)

Torfolge:

0:1 Stephan Wunderlich (7')

1:1 Paul-Daniel Bursuc (29')

Schiedsrichter:

Thomas Morak (Rothenstein) - Christopher Jänike, Lucas Hüttenrauch

Zuschauer:

121


Quelle:Jens Herzog (Text) / Lars Hupfer (Bilder)