Einmal Top – einmal Hopp – Ein Blick auf die Rückrunde

Mario Streit, 28.06.2017

Einmal Top – einmal Hopp – Ein Blick auf die Rückrunde

Der Blick geht nach vorn auf das Spielfeld in Kahla am letzten Spieltag. Der 5:0-Sieg beim Absteiger stimmte zum Abschluß der Saison versöhnlich. Wir blicken zurück auf die Rückserie.

 

Als Fünfter mit nur drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Zöllnitz war die Herzog-Elf zum Ende der Hinrunde noch voll im Rennen um die Meisterschaft. Letzter des sich oben abgesetzten Sextetts war übrigens der spätere Aufsteiger SV Gleistal 90.

 

Noch im alten Jahr wollte man dem Rückrundenbeginn einen kräftigen Schub verleihen. Und das Vorhaben gelang auch – mit einem 1:3- Auswärtssieg gegen die Silbitzer Landesklassereserve.  Es war ein Kampfspiel auf dem sehr welligen Platz in Königshofen, bei dem die Gäste auch mit einer starken körperlichen Leistung beeindruckten und mit dem Sieg gleichzeitig auch die Antwort auf das frühzeitige Pokalaus, wenige Wochen vorher auf heimischem Rasen, gaben.

Der Heimvergleich gegen Ranis glich, zumindest was die Bedingungen betraf, einem Lotteriespiel. Jens Herzog wollte aber weitere Nachholer vermeiden und traf gemeinsam mit der Platzkommission die Entscheidung, trotz angefrorenem Boden zu spielen. Der Schuß ging nicht nach hinten los, zum Glück für die Gastgeber, die sich eine Halbzeit lang extrem schwer taten, das Ruder aber nach Wiederanpfiff deutlich herumrissen und noch mit 2:0 siegten. Letztmalig traf dabei auch Martin Köhler ins Netz. In der Winterpause wechselte er zum zweiten Mal zurück nach Neustadt. Der Verlust des Schlüsselspielers war in der Rückrunde nur schwer zu kompensieren und hatte letztendlich auch einen Anteil am Saisonausgang.

Auch wenn die Gemüter nur schwer zu beruhigen waren, mußte noch die Winterpause abgewartet werden, um sich den am grünen Tisch verlorenen Sieg in Schleiz wiederzuholen. Einer Motivationsrede des Trainers bedurfte es nicht, in jedem brannte noch immer das Feuer der Gerechtigkeit. Eine solch motivierte Moßbacher Mannschaft hat man lange nicht gesehen - leider auch in den Spielen danach nicht mehr. Von vornherein stand fest: es kann nur einen Sieger geben, da spielte auch das Schlackegeläuf und der Gegner keine Rolle. Gut auf den Boden eingestellt, gelang mit pragmatischem und zweckmäßigen Fußball ein jederzeit verdienter 4:0-Sieg.

Peter Pribitny hat in dieser Szene die Gelbe Gefahr und das Spielgerät bestens unter Kontrolle, genau wie seine Mitspieler, die sich die am grünen Tisch aberkannten Punkte eindrucksvoll wieder holten.

Peter Pribitny hat in dieser Szene die "Gelbe Gefahr" und das Spielgerät bestens unter Kontrolle, wie auch sein Team über die gesamten 90 Minuten in dem mit 4:0 siegreich gestalteten Wiederholungsspiel in Schleiz.

 

Das darauf folgende Spitzenduell gegen Jenapharm endete mit einem gerechten 1:1. Nur zwei Minuten nach der 1:0-Führung durch Rocktäschel kassierte man den schnellen Ausgleich. Jena rannte daraufhin an, resignierte schließlich ob der schwindenden Kräfte und Moßbach versäumte es, den möglichen Lucky Punch zu setzen.

Der klare 4:0-Heimsieg über die Jenaer Postillione täuscht über das wenig attraktive und von viel Kampf und Krampf geprägte Spiel hinweg. Letztendlich war der Ausgang aber ein Abbild des deutlichen Chancenübergewichts.

„Diagnose Frühjahrsmüdigkeit“, lautete das eher enttäuschende Fazit des Trainers nach dem torlosen Spiel in Camburg. Nachdem die Herzog-Elf in der ersten Hälfte kaum einen Fuß auf den Platz bekam, folgte in Hälfte zwei eine Steigerung. Was fehlte, war das Ausnutzen der Chancen gegen die Gastgeber, die ihrerseits keine echte Tormöglichkeit verzeichnen konnten.

Jokertore haben immer etwas, erst recht wenn sie als Siegtor in der Schlußminute fallen, und dann noch durch einen Sympathieträger, von dessen Kampfgeist und Einsatzwillen sich viele andere Spieler etwas abgucken können. Lucas Spindler sein Name. Wieder sorgte er für Begeisterungsstürme, wie auch schon damals beim legendären 2:1-Auswärtssieg einer Moßbacher Rumpfelf bei den hochfavorisierten Zwätzenern. Dieses Mal schoß er die Gäste ins Unglück, nahm ihnen den sicher geglaubten Punkt, der am Ende für die Meisterschaft gereicht hätte. Thüringen Jena mit gewohnt gepflegtem Spielaufbau hatte zwar mehr vom Spiel, war aber offensiv zu schwach, um die immer sicherer stehende Viererkette durchbrechen zu können.

Matchwinner Lucas Spindler hat sich hier der Last seiner Mitspieler nach dem 2:1-Siegtreffer gegen Thüringen Jena zu erwehren.

 

Wie es ist, zwei Punkte in der Nachspielzeit noch herzuschenken, erfuhren die Moßbacher nur eine Woche später in Hermsdorf. Martin Hoffmann lenkte beim Abwehrversuch einen bereits sicher geglaubten Ball ins eigene Netz zum Ausgleich für die Gastgeber. Schockstarre bei der Herzog-Elf. Jammern dürfte dennoch nicht erlaubt sein, denn das was man in den abgelaufenen 90 Minuten für das eigene Spiel tat, war Magerkost pur und Fußball zum Abgewöhnen.

Was folgte, war kein Spiel, sondern eine vierwöchige spielfreie „Frühlingspause“. Zeit zum Regenerieren und Auskurieren. Aber auch zum Einlullen. Denn der folgende Vergleich toppte eher noch das schon schlechte Hermsdorf-Spiel. Trotz des besonderen Charakters. Es war der Rückkampf des Derbys gegen Schleiz, doch Moßbachs Motivation war auf eigenem Rasen nicht halb so viel wert wie noch vor Wochen auf der Schlacke in der Kreisstadt. „Saft- und kraftlos und ohne Leidenschaft“ – mehr Worte fand Jens Herzog nach der schwachen Leistung seiner Jungs nicht. Einzig Keeper Wolfram brachte es gegen in der zweiten Hälfte dominierende Gäste auf Normalform. Das 0:0 war zugleich das letzte der acht Unentschieden. Zumindest bei dieser Wertung war die Herzog-Elf am Ende der Saison Spitzenreiter.

Endgültig aus dem bis dahin noch immer offenen Titelrennen waren die Moßbacher nach dem desolaten Auftritt im schönen Tal der Gleise. Der spätere Aufsteiger aus Golmsdorf war den harmlosen Gästen in nahezu allen Belangen überlegen. Auch in Sachen Kraft, Ausdauer und Spritzigkeit und das trotz eines Durchschnittsalters von 33 Jahren! Andre Wolfram war es zu verdanken, daß die Packung nicht noch fetter wurde.

Nur noch wegschauen konnten Jens Herzog und das Betreuerteam bei der 0:5-Klatsche beim späteren Aufsteiger SV Gleistal 90.

 

Als es um nichts mehr ging, kehrte auch die Lockerheit wieder ein bei der Herzog-Elf. Gegen das Spitzenteam aus Zöllnitz, das jedoch vorzeitig seinen Aufstiegsverzicht erklärte, gelang bei deutlichem Chancenübergewicht und mit wesentlich mehr Leidenschaft als in den Spielen zuvor, ein verdienter 3:1-Sieg.

Trotz der Tatsache, daß sich bereits einige Spieler in den Sommer abgemeldet hatten und es auch an Langzeitverletzten nicht fehlte, fuhr man mit Optimismus nach Harra. Dort ging bisher immer etwas, auch weil ein stets hitziges Publikum wie immer für zusätzliches Doping sorgte. Der 2:0-Auswärtssieg war letztendlich auch Ausdruck der Überlegenheit in Sachen Torchancen und einmal mehr der gewachsenen Defensivkraft, die die gefürchteten Offensivaktionen der Hammerschmidt und Co. im Keim erstickten.

In Harra läßt sich`s immer gut tanzen... Auch dieses Mal gelang der Herzog Elf ein Sieg über die Gastgeber und damit die Erlangung der Krone des inoffiziellen Saale-Orla-KOL-Meisters.

 

Das Saisonabschlussspiel bei der Kahlaer Reserve hatte so etwas wie ausplätschern, obwohl bei den Gastgebern immer noch eine Restchance auf den Nichtabstieg bestand. Sie nutzten diese jedoch nicht, unterlagen auch in der Höhe verdient mit 0:5. Daniel Kraus, der allein drei Treffer beisteuerte, zog so auf den letzten Drücker noch mit Jonas Pasold gleich in der Wertung der meisten Punktspieltore. Damit belegen unsere beiden Torjäger gemeinsam mit Kevin Hammerschmidt (Hirschberg), Jörg Krawczyk (Silbitz), Dennis Rosin (Gleistal) und Tom Sturm (Jenapharm) Platz zwei in der Torjägerwertung. Mit großem Abstand bester in dieser Kategorie ist der Zöllnitzer Daniel Teichmann, der es auf 29 Treffer brachte.

 

Trotz der Tatsache, daß in der zurückliegenden Saison so viel mehr drin gewesen wäre, hört sich Jens Herzogs Fazit nicht allzu negativ an: "Insgesamt bin ich zufrieden, wohlwissend, dass Platz 1 und Aufstieg absolut möglich gewesen wären, wir aber auch stille Erfolge mit dem Einbau von jungen unterklassigen Spielern und der Einführung und Etablierung der Viererkette vorweisen können, die Zeit für Reife und Festigung benötigen. Wir konnten dennoch wieder im Konzert der starken Jenaer Teams mitmischen und haben uns in der Rückrunde stabilisiert, trotz des Abgangs von Martin Köhler und vieler verletzungsbedingter Personalprobleme."

Die Gleistaler KOL-Meister, die in Struktur und sportlichem Leistungsvermögen mit dem SV Moßbach vergleichbar sind, haben im Gegensatz zu unserem Team, die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Mit ihrem kompakten Spielstil und einer geballten Portion Erfahrung werden sie mit Sicherheit in der Lage sein, den einen oder anderen Landesklassisten aufzumischen und in Verlegenheit zu bringen. Viel Spaß und Erfolg in der Landesklasse!

 

Statistikbesessene können sich hier: http://svmossbach.de/maenner/erste/statistik näher über Einsätze, Tore und Strafen der einzelnen Spieler informieren.

 

Apropos Strafen – und das ist das besonders Positive an der Statistik, ist Platz sechs in der Endabrechnung der Fair Play-Wertung. Sonst immer nur die hinteren Ränge belegend, befindet sich der SV Moßbach hier erstmals in der oberen Tabellenhälfte.

Einen Negativhöhepunkt gibt es allerdings auch zu verzeichnen – die Entwicklung bei den Zuschauerzahlen. Der Schnitt von 63 bei den Heimzuschauern liegt fast schon meilenweit hinter den Zahlen der letzten zehn Jahre. Ein Durchschnitt von unter 100 war seit dem Bezirksligaufstieg 2007 noch nie zu verzeichnen. Negativhöhepunkt war diesmal mit 30 Zuschauern das Spiel gegen Kahla II. Der Spitzenwert kommt erwartungsgemäß mit dennoch mageren 120 vom Derby gegen Schleiz II. Die Gründe für den drastischen Rückgang sind leicht auszumachen: Es fehlen die Derbyklassiker und die damit verbundene besondere Atmosphäre! Bei dem einen oder anderen Zuschauer mag aber auch die nicht immer zu Begeisterungsstürmen hinreißende Leistung der eigenen Mannschaft eine Rolle für das Fernbleiben gespielt haben.

In der neuen Saison erwarten uns in der nun fast schon als Jenaer Stadtliga zu bezeichnenden Spielklasse noch mehr Jenaer Mannschaften, doch auch das Feld der Teams aus dem Saale-Orla Kreis ist mit den Tannaern und Pößneckern auf jetzt sechs Teams angewachsen. So ist wenigstens ein wenig mehr Derbyatmosphäre und öffentliches Interesse garantiert.

Mario Streit